Frühmorgens 6:30 : fertig machen zum Extremsport!
So etwa hörte sich die Drohung in meinen Ohren an, als ich mich zum Tauchkurs angemeldet und den Stundenplan erfahren habe. Dementsprechend war natürlich meine Laune den ganzen Tag über – aber ich hab mich irgendwie durchgeschleppt und nun einen Tauchschein, den sogenannten „Open Water Diver“ von PADI. Mit jenem dürfte ich nun bis in 18 m Tiefe hinunter tauchen; natürlich nicht alleine, denn man hat immer einen Tauchpartner, den sogenannten „buddy“ – jedenfalls sollte man das.
Ein solcher Kurs geht drei Tage: Schulbankdrücken, Wasser, Wasser.
An Tag 1 sitzt man in kleiner Runde in einem kleinen Käfterle und der Tauchlehrer macht einen D-Zug-mäßigen Crashkurs in alle möglichen Themengebiete, die mit der Tauchausrüstung und dem richtigen Verhalten damit auf und unter Wasser zusammenhängen. Die meiste Zeit kuckt man dazu Lehrvideos, in denen alles erklärt wird. Nach jedem Abschnitt gibt es Quizfragen, um zu sehen, was alles so hängen geblieben ist und am Ende des Tages macht man dann sein Examen, was aus etwa 40 Kreuzelfragen, ähnlich den Quizfragen, besteht. Wenn man dann wenigstens 75 % richtig hat, hat man bestanden. (Zur großen Überraschung des Tauchlehrers waren wir ein übelste Streberklasse, die alle 96 % und 98 % richtig hatten, was bisher einmalig in seiner Laufbahn war. Hat er jedenfalls gesagt.) Als nächtes macht man noch die erste praktische Übung, in der man lernt, welche Handgriffe man zum Bereitmachen und Testen seiner Tauchausrüstung machen muss – denn diese Fertigkeit braucht man dann schon am nächsten Tag, wenn’s aufs Wasser geht.
(Folgendes blödes Foto ist ein einzige, was ich im Unterrichtsraum gemacht habe. )
An Tag 2 geht’s dann aufs Meer. Man holt sich von der Tauchschule seine Leihausrüstung ab und danach geht’s auf ein Boot, was die Gruppe zum geplanten Tauchplatz bringt. In meinem Fall war das Ziel die Insel „Sibuan“, um die herum es einige Plätze gibt.
Man brettert dort mit Karacho hin, sodass es ganz schön zugig wird – ich hab mich lieber etwas winddicht eingepackt, denn erkälten und tauchen ist ’ne ziemlich ungünstige Kombination.
Sibuan selber ist genau so, wie sich ein Mitteleuropäer eine tropische Insel vorstellt: weiße Strände, Sonne, ein paar Hütten, türkises Wasser, Kokospalmen … läuft. Das Boot legt dann an und man muss sich erst noch einmal als Besucher registrieren. Dazu watschelt man den Strand hoch, zu einem Haus, wo jemand dafür parat sitzt. Auch ’n geiler Job.
Dann muss man an Tag 2 erstmal beweisen, dass man schwimmen kann. Wer hätte das gedacht! Dazu ist eine Boje im Wasser, zu der man hin und zurück muss. Und ei der Daus: ich habe mitbekommen, dass es in einer anderen Gruppe tätsächlich eine gab, die konnte nicht schwimmen und war völlig überrascht, dass man das zum Tauchen können muss. (Und ich denke manchmal ich bin doof …)
Als nächstes muss man sich treiben lassen können; sozusagen „Toter Mann“ spielen für 10 Minuten, ohne dabei zu ertrinken. Damit habe ich ja nun so meine Probleme. Das versuche ich schon mein Leben lang und ich hab’s nie hinbekommen. Stellte sich aber zum Glück heraus: ich kann das, es muss bloß Salzwasser sein, da ist das wesentlich einfacher. Gut – also auch das bestanden!
Danach ist es Zeit, sich in seine Montur zu schwingen: Neopren-Anzug, Gewichtsgürtel, Taucherweste mit Luftflasche und Gerätschaften, Maske und Schnorchel, Flossen – und: mindestens einen aufblasbaren Schwimmer, als Signal an der Oberfläche beim Auftauchen später.
Als nächstes bekommt man dann gezeigt, wie man per Rolle rückwärts vom Boot ins Wasser eintritt. Find ich eine blöde Methode, aber alle sagen, es wäre die einfachste. Naja.
Anschließend macht man an Tag 2 verschiedene Übungen an der Oberfläche und unter Wasser, wie z.B.: die richtigen Schritte beim Ab- und Auftauchen, eine vollgelaufene Maske mit der Nase wieder freiblasen, verlorenes Mundstück wieder erlangen, Wadenkrampf mit der Flosse lösen, Schorchel-Atemgerät-Tausch, Gewichtsgürtel lösen und wieder anziehen, unter Wasser schweben mit der richtigen Menge an Luft in der Weste, Auftauchen mit dem Ersatzmundstück des Tauchpartners und so Geschichten. Neben den Übungen zur Erlangung der verschiedenen Fähigkeiten, werden auch schon „normale“ Tauchgänge durchgeführt; hier: zwei Stück à 40 Minuten. Da sieht man dann wirklich schon etwas die Unterwasserwelt mit Korallen und Fischleins und so überall. Die meiste Zeit hat man aber eh noch mit sich selbst zu tun.
Zwischendurch war dann auch mal Mittagspause und es gab Essen auf dem Boot …
… und ich habe die Gelegenheit genutzt, mit meiner Kamera in der Hand umständlich an Land zu schwimmen und ein paar Fotos von der bonfortionösen Insel zu machen.
An Tag 3 des Kurses läuft das nach dem selben Schema ab: ein paar neue Übungen, zwei Tauchgänge und zwischendurch Mittagspause. Man übt / lernt z.B. solche Dinge wie: eine verlorene Maske wieder aufsetzen und freiblasen, ohne Maske unter Wasser schwimmen, Kompass richtig benutzen, einen erschöpften Taucher ziehen und schieben, kontrolliertes, schnelles Auftauchen im Notfall und Aufpusten der Weste, falls die Luft in der Flasche alle wäre, An- und Ablegen der Weste an der Oberfläche und unter Wasser.
Ja und ich muss sagen: da ist man nach zwei Tagen schon ganz schön erledigt, mit den ganzen neuen Sachen und den ungewohnten Bewegungen. Dazu kommt noch die Sonne, die einen echt ganz schön platt machen kann, wenn man nicht im beschatteten Boot o.ä. sitzt.
Einen großen Kritikpunkt, den ich an dieser Stelle habe: warum zum Kuckuck haben wir kurze Neopren-Anzüge an? Das ergibt keinen Sinn. Erstens braucht man die unter Wasser zum Warmhalten, denn – man will es fast gar nicht glauben – 28 °C warmes Meereswasser kann relativ gesehen sehr kalt sein und zweitens braucht man an der Oberfläche und auch unter Wasser lange Kleidung, weil man sich sonst einen Sonnenbrand holt. Sonnencreme nützt da eher wenig – obwohl es jeder tut, finde ich, dass Sonnencreme in der Situation etwas fehl am Platz ist: beim Wassersport spült es das ohnehin alles wieder ab und die ganze Chemie landet im Meer, direkt bei den Korallen, die dadurch erwiesenermaßen absterben. Lange Neopren-Anzüge würden diese Probleme lösen. Warum werden die nicht zur Verfügung gestellt? In der ganzen Stadt gibt es scheinbar keinen einzigen Tauchshop, der lange Anzüge hat. Interessanterweise tragen allerdings die Tauchlehrer meistens lange Klamotten (und das aus guten Grund), die sie sich irgendwie mal irgendwo her mitgebracht haben – bloß den Schülern wird das nicht gegönnt, die ja nun gerade die große Masse ausmachen, die durch die Riffe geschleift wird. Finde ich stark verbesserungsbedürftig und hat etwas meine Freude getrübt.
Erfreulich war jedoch: die Insel Sibuan hat es möglich gemacht: ich habe hier das „Einsame-Palme-am türkisen-Wasser-und-sogar-mit-Fischerboot“-Foto machen können. Na da hat sich doch die Reise schon gelohnt!
Jo Tschau! Wasn Blog. Muss ich alles mal lesen und durchkommentieren. Bin ja übelst neidisch… Jetzt aber erstmal Danke für die Karte und Griiiße aus Erlangen